In nächsten Jahr wollen wir uns im Café-Philo in Boppard, Hegel folgend, der Philosophie für die Anstrengung des Begriffs hielt, einmal bestimmte neue Grundbegriffe unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ansehen und sie philosophisch analysieren. Einige davon bergen bereits in sich Widersprüche und andere stellen einen eher fragwürdigen Fortschritt dar, aber alle prägen unser Zusammenleben und sind deshalb nicht mehr zu umgehen.
Work-Life-Balance
Diese amerikanische Wortschöpfung beinhaltet bereits ein ernsthaftes Problem vom Begriff her: Das Leben wird von der Arbeit getrennt, was bedeuten muss, dass man beim Arbeiten nicht lebt und das Leben nur dann stattfindet, wenn man nicht arbeitet. Aufgrund der viel stressiger gewordenen Arbeitsverhältnisse sieht der moderne Mensch da offensichtlich eine tiefe Kluft, die es nicht zu überwinden, sondern auszugleichen gilt. Dass Leben und Arbeit eine selbstverständliche Einheit bilden, sich gegenseitig ergänzen und nur gemeinsam eine sinnvolle Existenz ergeben, scheint heute wieder eine ganz neue Erkenntnis zu sein, die wir offensichtlich auch wieder neu lernen müssen.
Respekt statt Liebe? Inklusion statt Integration?
Das Wort Respekt wird heute geradezu inflationär gebraucht und scheint eine neue Formulierung für die christliche Nächstenliebe zu sein. Dies mag vielleicht in vielen Fällen eine sinnvollere Formulierung sein, aber der wirkliche Inhalt scheint dadurch verloren zu gehen, denn der Respekt, dem man jemanden entgegen bringt, beinhaltet von sich aus keinerlei liebende Zuwendung zum anderen. Darüber hinaus wird dieser Respekt heute meist nur für sich selbst eingefordert…
Der Begriff der Inklusion hat sich in Fachkreisen schon lange durgesetzt und soll die frühere Integration ersetzen. Dies scheint tatsächlich ein Fortschritt zu sein, beinhaltet aber auch das heute alles beherrschende Problem, denn im Alltag normaler Menschen ist der Begriff der Inklusion noch lange nicht angekommen und muss meist erklärt werden, während er aber in pädagogischen und politischen Gremien schon längst umgesetzt wird.
Cancel-Culture und kulturelle Aneignung
An diesem Nachmittag wollen wir einmal alles besprechen, was man unter dem so oft gehörten Wort einer woken Gesinnung zusammenfassen kann. Dazu gehören auch neue Feindbilder wie alte weiße Männer oder die Baby-Boomer. Da die meisten Teilnehmenden zu mindestens einer dieser Gruppen gehören werden, geht es also dabei auch um unsere eigenen Gefühlen gegenüber diesen rassistischen und diskriminierenden Anschuldigungen, die eigentlich in unserer Gesellschaft gar nicht mehr auftreten dürften – es aber offensichtlich kräftig tun!
Weißt das auf einen grundlegenden Widerspruch in unserer Gesellschaft hin?
Was ist (künstliche)Intelligenz?
Die KI ist heute in aller Munde und repräsentiert den digitalen Fortschritt, aber auch die damit zusammenhängenden Gefahren wie kaum ein anderer Begriff. Aber stimmt denn dieser Begriff überhaupt und was genau ist dann KI? Hier wird der Moderator die Auffassung vertreten, dass dabei eine rechnerische Fähigkeit mit Intelligenz verwechselt wird, was sicher zu sehr spannenden Gesprächen führen wird.
Aber auch die menschliche Intelligenz ist durch Hoch- und Höchstbegabungen, Inselbegabungen (Savant-Syndrom) und fotographische Gedächtnisleistungen ein interessanter Gesprächsstoff. Und auch die Frage, was denn überhaupt Bewusstsein bedeutet und wie es von KI zu unterscheiden ist, wird eine philosophische Grundfrage dieses Nachmittags sein, wodurch auch die kantische Grundfrage der Philosophie durch die KI völlig neu gestellt werden muss: Was ist der Mensch?
Die Cafés-Philo in Boppard werden von Dr. Andreas Michel (Zauberphilosoph ANDINO) moderiert und die Teilnahme ist prinzipiell frei!
Er steht all diesen neuen Grundbegriffen unserer Gesellschaft sehr kritisch gegenüber, lässt sich aber auch gerne davon überzeugen, dass sie einen Sinn ergeben und eine wichtige Grundlage unserer Gesellschaft sein können.
Was für Menschen wollen wir?
Der Frage nach der Bildung des Menschen im digitalen Zeitalter sind die Cafés-Philo in diesem Jahr gewidmet, denn die Auswirkungen des digitalen Fortschritts und auch dessen Schattenseiten sind wohl nirgends so deutlich zu beobachten wie im Bereich Erziehung und Bildung.
Im ersten Café-Philo in diesem Jahr wollen wir uns aber zunächst einer philosophisch-pädagogischen Grundfrage widmen, nämlich der Frage nach dem Erziehungsziel und dem dahinter stehenden Menschenbild. Wie sieht ein Mensch aus, den wir uns als Ergebnis der Erziehung wünschen würden? Dabei wird die Diskussion über Jean-Jaques Rousseaus „Emile“ im Mittelunkt stehen. Dieser wohl immer noch erfolgreichste Erziehungsroman legte die Grundlagen für ein völliges Umdenken in pädagogischen Fragen und wird uns bestimmt zu einer spannenden Diskussion bringen, denn das dort entwickelte Konzept ist immer noch sehr aktuell!
Was ist eigentlich Bildung?
Auch diese Grundfrage der philosophischen Pädagogik muss heute ganz neu gestellt werden, denn die digitalen Medien lassen sie in einem neuen Licht erscheinen und haben auch die Frage nach einem gültigen Bildungskanon völlig auf den Kopf gestellt. Dieser muss aus heutiger Sicht nicht nur dringend erweitert werden, sondern erfordert auch entscheidende Weglassungen. Ein Vergleich mit dem humboldtschen Bildungsideal, das nicht den reinen Wissenserwerb, sondern vor allem die innere Bildung, die Veränderung des Menschen durch bestimmte Bildungsinhalte in den Mittelpunkt rückte, wird auch hier sicher wieder eine spannende Diskussion ergeben.
Von der antiautoritären Erziehung zur Universitätsreform im 21. Jahrhundert
Mit der antiautoritären Erziehung der 1960er Jahre begann die Aufweichung traditioneller Erziehungskonzepte, die heute offensichtlich ihren Höhepunkt erreicht hat. Dabei scheint man aber manchmal über das Ziel weit hinaus zu schießen. Einige Beispiele dafür werden wir an diesem Nachmittag diskutieren und uns überlegen, ob es da einen Zusammenhang mit der Digitalisierung gibt oder ob es sich um eine davon völlig unabhängige Entwicklung handelt, die schon lange vor der massenhaften Einführung der Computer begonnen hat. Aber auch die antiautoritäre Erziehung selbst ist heute wieder aus einer neuen Sichtweise mehr als diskussionswürdig.
Die digital geprägte Erziehung
Nach einem längeren Annährungskurs kommen wir nun zum zentralen Thema dieses Jahres im Café-Philo. Inzwischen hört man von vielen Seiten von einer neuen Bildungskatastrophe, vom Absinken des Leistungsniveaus in der Schule, der notwendigen Sprachförderung schon im Kindergarten, sogar dem Sinken des IOs bei Schülern und von Germanistikstudenten, die sich weigern, Goethe zu lesen. Das alles ist inzwischen empirisch nachgewiesen, aber wie hängt diese Entwicklung mit dem digitalen „Fortschritt“ zusammen. Oder gibt es diesen Zusammenhang gar nicht? Diese und weitere damit zusammenhängende Fragen, werden sicherlich wieder eine mehr als spanende Diskussion ergeben.
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